67
V.
Die Baukunst.
1. Je unbequemer und unschöner oft im Mittelalter die gewöhnlichen Wohnhäuser waren, um so mehr Fleiß und Sorgfalt verwendete man auf Herstellung herrlicher Gotteshäuser, die man Dome (— von dem lateinischen Worte domus = Hctus —), Münster (— von monasterium — Kloster —) oder Kathedralen (— Kathedrale — Bischofssitz; also eine Kirche, an der ein Bischof wirkte —) nannte. Dieselben zeigen in der Art und Weise ihres Baues eine gewisse Uebereinstimmung, welche man als die gothische Bauart bezeichnet.
Die äußere Wand zeigt kein einförmiges, glatt fortlaufendes Mauerwerk, sondern gliedert sich in eine große Zahl von Pfeilern, welche mit Thürmchen gekrönt sind. Mächtige, reich verzierte, oben in spitze Bogen auslausendc Thüren (— man nennt sie „Portale" —) führen in das Innere. Dasselbe ist durch einen Wald von Säulen, welcher das Gewölbe der Decke trägt, in ein Haupt- oder Mittelschiff und in zwei oder vier Seitenschiffe getheilt. Am östlichen Ende des Hauptschiffes erhebt sich auf etwas erhöhtem Boden der Hochaltar, an dem der Hauptgottesdienst vollzogen wird. Eine Fülle von steinernem Blumen -und Laubwerk schmückt Säulen und Pfeiler. Die großen fpitzbogigen Fenster mit ihrer herrlichen Glasmalerei geben ein sanftes Dämmerlicht. Himmelanstrebende, künstlich durchbrochene Glockenthürme, die in eine Steinblume in Kreuzesform auslausen, schließen sich unmittelbar an das Hauptgebäude an. So sollte der starre, aus dunkler Tiefe stammende Stein vergeistigt, der deutsche Wald nachgebildet werden. Maler, Bildhauer, Holzschneider schmückten alsdann mit ihren Kunstwerken das Innere würdig aus. —
Die schönsten Bauwerke aus jener Zeit sind der noch jetzt nicht
ganz vollendete Dom zu Köln, der Münster zu Straßbura, der Ste-
phansdom zu Wien rc.
2. Zur Herstellung dieser herrlichen Bauten, an denen oft Jahrhunderte lang gearbeitet wurde, waren natürlich eine Menge der verschie-
densten Künstler und Handwerker nöthig. Ein Obermeister mußte den Plan entwerfen, nach dem gebaut werden sollte; andere Meister, ein jeder in seiner Abtheilung, leiteten den Bau, die Gesellen führten ihn aus. Es war gut, wenn diese Arbeiter nicht immer wechselten, denn nur so konnten sie sich recht in den ganzen Plan einleben. Darum bildeten sich besondere Bauinnungen, die man Bauhütten nannte. Unter einer solchen verstand man also alle die Künstler und Handwerker, welche sich zur Herstellung eines ansehnlichen Kirchengebäudes verbunden hatten. Meister und Gesellen nannten sich Baubrüder; sie erhielten besondre Rechte und Freiheiten, waren also „freie Maurer"; auch hatten sie besondre äußere Gewohnheiten und Erkennungszeichen. Nicht jeder wurde in eine solche Hütte ausgenommen; man forderte nicht blos Tüchtigkeit in der Arbeit, sondern namentlich auch, da es sich ja um ein Werk zu Gottes Ehre handelte, strenge Sittlichkeit. Unwürdige wurden ausge-
5*
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Stadt der Kirchen und Klöster, mit zahlreichen Trümmern von Tempeln
und Prachtbauten ans der Römerzeit (470). c) Die Tiefebene von
Neapel ist vom Boltnrno reich bewässert und daher ein reizvoller
Fruchtgarten. Hier liegt Neapel, die größte und schönste Stadt Italiens
(530). Östlich von Neapel erhebt sich der Vesuv, der durch seine vul-
kanischen Ausbrüche oft die Umgegend verheert hat; an seinem Fuße liegen
die Ruinen der im Jahre 79 n. Chr. durch einen Aschenausbruch ver-
schütteten und teilweis wieder bloßgelegten Römerstadt Pompeji.
137] ftlitltit und Pflanzenderke. Je weiter man in Italien nach S.
kommt, desto milder ist der Winter, desto heißer der Sommer. Daher
finden sich in der Tiefebene des Po noch vielfach die deutschen Pflanzen,
südlicher dagegen die Olive, der Citronen- und Orangenbaum. In vielen
Gegenden nährt der Maulbeerbaum die Seidenraupe.
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110
lier's Manen. Fouche an der Spitze einer patriotischen
Compagnie zog aus, um feierlichst die Reste des Märty-
rers Chalier zu erheben. In dieser Procession war ein
Esel, dem man das Messgewand eines Priesters angezogen,
eine Bischofsmütze auf den Kopf, die Bibel an den Schwanz
gebunden hatte — in solcher Procefsion erhob man Cha-
lier's Leiche, verbrante sie, sammelte die Asche in eine Urne
und schikte diese zur Anbetung nach Paris. Auch die Bibel
verbrante man, und streute die Asche in alle vier Winde
unter dem Geschrei: Rache! Rache!
Und die Rache ward ausgefürt. Wälsch - Leyden solte
seinen Namen Lyon verlieren, in Zukunft nur: Commune
affrancliie heißen. Die eigentliche Stadt selbst solte rasirt
werden und auf dem Platze, wo sie gestanden, solte eine
Säule errichtet werden mit der Inschrift: Lyon fit la g-uerre
a la liberte; Lyon n’est plus. Couthon ward mit
Ausfürung dieser Racheplane beauftragt. Er ließ 20,000
Einreißungsarbeiter sechs- Monate lang Haus bei Haus,
Pallast bei Pallast, so weit sie der Zerstörung durch das
Bombardement entgangen waren niderwerfen *). An bei-
den Füßen gelämt, ließ er sich durch die Straßen tragen,
und wenn ein Gebäude abgetragen war, schlug er mit
einem Hämmerchen an ein anderes, und sagte: la loi tc
trappe! worauf hier das Einreißen began. Collot d'her-
bois, Maribon-Montau und Fouche nebst 40 Pariser Ia-
vendanges.“ On était alors au mardi. Dubois - Crancé,
homme de mëtier, habitué aux troupes réglées, témoigna
quelque mépris pour ces paysans confusément amassés, et
mal armés ; il proposa de choisir parmi eux les plus jeu-
nes, de les incorporer dans les bataillons déjà organises
et de renvoyer les autres. Couthon ne voulut écouter aucun
de ces conseils de prudence , et fît décider sur le champ
qu’on attaquerait Lyon de vive force sur tous les points,
avec les 60,000 hommes dont on disposait ; car telle était
maintenant la force de l’armée avec‘cette nouvelle levée.
Il écrivit en même temps au comité de salut public pour
faire révoquer Dubois - Crancé. L’attaque fut résolue dans
le conseil de guerre pour le 8 octobre. La révocation de
Dubois - Crancé et de son collègue Gouthier arriva dans
l’intervalle.“ - -
*) Als das Einreitzen doch zu langsam gienq, sprcngte man die
Hauser mit Minen in die Lust.
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564
lang zum Ebro ist der Zugang zur Stadt eine ungebro-
chene Ebene. Diese obere kurze Seite wird aber noch durch
das darüber hinaufligende Fort Aljaferia gedekt. Die Lang-
seite vom Carmeliterkloster zur Huerbabrücke hatte einen
doppelten Wall und war durch die Befestigungen des ge-
nanten Klosters, durch eine große halbkreisförmige Batterie
in der Mitte dieser Linie, durch die Befestigungen des
Dreieinigkeitsklosters der Capuziner und endlich durch Schanz-
werke an der Huerbabrücke gedekt. Dann bildete das steil
eingeschnittene Bet der Huerba die Deckung, die noch durch
den Wall und durch die starke Befestigung des Klosters
Sta. Engracia verstärkt war. Batterien dekten eine zweite
Brücke der Huerba, etwa auf Kanonenschußweite unter
der schon erwänten. Das befestigte Kloster St. Joseph
bildete auf dem rechten Huerbaufer, der unteren Ecke der
dem Ebro abgekerten Langseite gegenüber, ein Außenwerk,
und auch die untere Stadtseite hatte außer dem Huerba-
bette und dem Walle noch einige befestigte Klöster zu be-
ßerem Schutze. In einiger Entfernung von der Stadt er-
hebt sich auf dem rechten Ebro - und Huerbaufer der Monte
Torrero, dessen Fort die ganze Ebene auf dieser Seite des
Ebro beherschte. Auf dem linken Ebroufer lag in niderer
marschiger Ebene eine Borstadt, die durch eine Reihe Re-
douten verteidigt und in weiterer Entfernung oberhalb durch
vom Ebro ausgehende Ueberfchwemmungen, unterhalb durch
den in den Ebro mündenden Galego gedekt war.
Die frühere Belagerung hatte indessen den Einwonern
den Beweis gefürt, daß die Hauptsicherl eit ihrer Stadt in
ihnen selbst und in der festen Haltung der inneren Stadt
lige; sie hatten also diese ganz zur Berteidigung Haus für
Haus eingerichtet. Alle Häuser der Stadt waren feuerfest,
in der Regel zweistöckig; aoer über sie erhoben sich die zal-
reichen Hochbauten der Klöster und Kirchen wie eben so
vile Citadellen. Eine breite Straße, der Cosso, lief (im
Ganzen den vom Ebro abgekerten Umwallungen der Stadt
parallel) durch dieselbe vom Ebro wider zum Ebro, und
teilte die Stadt in einen inneren Cirkel am Fluße und einen
äußeren längs der Wälle. Die Bürger verzichteten für die
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Die Apenninen-Halbinsel.
67
An der Tiber liegt die Hptst. Italiens, Rom, „die ewige Stadt", jetzt mit
500000 E., zur Römerzeit von 2 Mill. E. bewohnt. An die glanzvolle Zeit des
Römerreiches (Kaiser Augustus) erinnern zahlreiche Ruinen von Tempeln und Pracht-
bauten. Jetzt ist Rom als Sitz des Papstes eine Stadt der Klöster und Kirchen:
die Peterskirche, das größte und prächtigste Gotteshaus der Christenheit, ist von
einer gewaltigen Kuppel überwölbt; die Residenz des Papstes ist der riesige Vatikan,
„eine Stadt in der Stadt", mit berühmten Kunstsammlungen. Etwa 2 km bort der
Stadt liegen die Katakomben, unterirdische Gänge und Gewölbe, welche einst von
den ersten Christen als Begräbnisstätten benutzt wurden.
3. Die Tiefebene von Neapel wird vom Voltürno durchflössen
und ist ein reizvoller Fruchtgarteu mit dichter Bevölkerung.
Neapel, die volkreichste der italienischen Städte (530), liegt an dem klar-
blauen Gols und zur Seite des rauchenden Vesuvs so schön, daß der Italiener sagt:
„Neapel sehen und sterben." 10 km s.ö. vom Vesuv finden sich die teilweis bloßge-
legten Ruinen der Römerstadt Pompeji, welche im Jahre 79 n. Chr. durch einen
Aschenausbruch dieses Berges verschüttet wurde.
163] Klima und Pflanzendecke. Je weiter man in Italien nach S.
kommt, desto milder werden die Winter, desto wärmer die Sommer; der
15. Der Vesuv.
Das Bild zeigt den wundervollen Golf von Neapel. Das offene Meer liegt r., die
Küste entlang führt eine Straße mit Landhäusern. In ihren Gärten gedeihen (vorn
von r. nach l.) schlanke Cypressen, knorrige Oliven oder Ölbäume, niedrige Agaven
und stachlichte Kaktusarten, die oft schützende Hecken bilden. L. erhebt sich die hohe,
schirmförmige Pinie mit ihrem dunkelgrünen Nadelkleide. — Der Aufstieg auf den
Vesuv führt an den unteren Gehängen zuerst über verwitterte Lava, die sehr frucht-
bar ist, weshalb hier Feigen- und Rebgärten sich finden. (Lava wird als dickslüssige
Glutmasse ausgestoßen; sie erstarrt beim Hinabfließen). In größerer Höhe kommt
man auf scharfriffigen Lava- und Schlackengrund. In den Gipfel stmtt sich der
trichterförmige Krater ein; er hat einen Umfang von etwa 150 m bei einer Tiefe
von 20 m; im Grunde desselben erhebt sich ein kleiner Auswurfskegel, aus dem
beständig gelblich schimmernde Dämpfe aufsteigen.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Rom Rom Neapel Neapel Gols Pompeji Italien Neapel
81
Not auf geschmücktem Rosse und in voller Rüstung in den gähnenden Abgrund sich stürzte, um durch sein Opser die zürnenden Götter zu versöhnen. — Decius Mus, der in schwerer Schlacht sich den Brächten des Todes weihte, um Rom den Sieg zuzuwenden — sie und noch viele andere, die Ähnliches thaten, sie handelten so, gedrungen von heißer Liebe zur Vaterstadt.
Jetzt war es anders geworden: die große Menge war nur auf den eigenen Nutzen bedacht; hie Sorge für das Staatswohl war der Sorge für das eigene Wohl gewichen, die Vaterlandsliebe hatte sich verwandelt in Eigenliebe.
5. Und ebenso war die frühere Genügsamkeit und Zufriedenheit geschwunden; Geld- und Erwerbsucht beherrschte die Gemüter, und jedes Mittel war recht, das zum Reichtum führte. In den eroberten Provinzen erpreßten die Beamten ungeheure Summen; durch Raub und Plünderung bereicherte sich der Soldat, und daheim verkauften die Bürger bei der Besetzung der Ämter ihre Stimmen für Geld. „Ganz Rom ist seil, wenn sich ein Käufer findet", ries höhnend ein fremder König, der zur Verantwortung für schwere Verbrechen vor den Senat geladen worden war, durch sein Gold aber sich Straflosigkeit erkauft hatte.
Die alte Einf achheit und Mäßigkeitwar derschwel-gerei und Genußsucht gewichen. Die prächtigen Häuser wurden mit Bädern und allen Bequemlichkeiten versehen; der Fußboden wurde künstlich mit Marmorplatten belegt und das Zimmer init kostbaren Geräten und herrlichen Bildwerken geschmückt. In Prachtgewändern, mit Gold und Juwelen überladen, die Stirn mit duftenden Blumen bekränzt, setzte man sich an die mit den teuersten Leckerbissen gefüllte Tafel. Oft kostete ein einziger seltener Fisch mehr als ein Pflugstier; Lucullus — derselbe, der die Kirsche aus Asien nach Europa verpflanzt hat — verwendete wohl mehr als 30000 Mark auf ein einziges Mahl (— noch heute redet man von lueullischer Mahlzeit —), und später gaben die Kaiser Gastmähler, die Millionen kosteten. Man fragte nicht mehr, was am wohlschmeckendsten, sondern was am teuersten war; darum verspeisten manche gelernte und abgerichtete Singvögel, und andere verschluckten kostbare Perlen, die vorher in Essig erweicht worden waren. Armut betrachtete man als das größte Unglück, und ein Römer nahm sich sogar das Leben, weil er nur noch zwei Millionen Mark besaß.
6. Ernste Arbeit suchte man sorgfältig zu meiden; man überließ sie den Sklaven. Ihrer gab es in Rom eine ungeheure Menge; auch der Ärmste hatte einen oder mehrere, und Reiche besaßen wohl Hunderte, ja Tausende derselben. Meist waren sie Kriegsgefangene, die andern hatten Seeräuber und Sclavenhändler gewaltsam aus der Heimat geschleppt. Auf den Marktplätzen wurden sie öffentlich an den Meistbietenden versteigert. Der Preis war verschieden, je nach der körperlichen Krast oder Schönheit, und nach der geistigen Bildung; er wechselte von 3 Mark bis zu 12000 Mark. — Zumeist hatten die Sklaven ein trauriges Los. Getrieben von der Peitsche des Aufsehers,
K ii n j e, Lehrstoff. Cmsur Ii. 6
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3
Wärtern, die solchen Dienst als Ehrenamt ansahen, wurden sie sorgfältig verpflegt; wenn sie starben, balsamierte man sie ein, hüllte sie in kostbare Decken und begrub sie in heilige Grüfte. Wer ein solches Tier tötete, wurde selbst mit dem Tode bestraft. Am heiligsten hielt man Den Apis ves Osiris, einen schwarzen Stier mit dreieckigem weißen Fleck auf der Stirn, mit weißen Flecken in Gestalt eines Adlers auf dem Rücken und mit zweifarbigem Haar im Schwänze. Starb er, so war Trauer im ganzen Lande; hatten die Priester einen neuen gefunden, so wurden allerorten Freudenseste gefeiert. (Vergl. das goldene >talb der Israeliten am Sinai).
5 Die Ägypter glaubten an ein Leben der Seele und an ein Gericht nach dem Tode. Im Vorhofe der Unterwelt mußte sich die abgeschiedene Seele vor Osiris und seinen 42 Totenrichtern verantworten. Hier wurde das Herz der Gestorbenen auf der Wage der Gerechtigkeit gewogen. Mit der Straußfeder (— sie galt als Sinnbild der Gerechtigkeit —) geschmückt, gingen alsdann die Seelen der Frommen in die seligen Gefilde des Sonnengottes ein; die der Lasterhaften aber versielen dem Reiche der Finsternis oder kehrten auf die Erde zurück, um in langer Wanderung durch Tier- und Menschenleiber Seelenwanderung) das ihnen anhaftende Böse abzustreifen.
6. Die ab geschiedene Seele dauerte indes nur so lange fort, als der ihr auf Erden gehörige Leib wohl erhalten blieb. Darum balsamierte man dieleichname ein, um sie vor Verwesung zu schützen, und erbaute ihnen feste Toten st ädte, um sie vor sonstiger Zerstörung zu bewahren. Man entfernte die Eingeweide aus dem toten Körper, wusch ihn mit kostbaren Spezereien und legte ihn 70 Tage in Natron. Hierauf wurde jeder einzelne Körperteil mit feinen Bändern umwunden und das Ganze wohl noch mit einem besonderen Ueberzug aus Kattun und Gyps versehen. Die so^zubereiteten und einbalsamierten Leichname nannteman Mumien (— weil man dabei besonders das Mum, eine Art Asphalt, verwendete —). Man versah sie mit allerlei Schmuck, legte sie in einen Sarg aus kostbarem Holz, geleitete sie in feierlichem Zuge nach der Grabstätte und stellte sie in den Grabkammern (= Katakomben) aufrecht hin.
7. Auf Herstellung dieser Grabstätten verwendeten die Ägypter allen Fleiß; denn die Häuser der Lebenden waren ihnen nur Herbergen, die Gräber der Verstorbenen aber ewige Wohnungen. Darum baute jeder sein eignes Grab so fest als möglich und schmückte es so gut als er vermochte. Da, wo die Sonne im Westen verschwand und ins Dunkel hinabstieg, sollten auch die Toten ruhen. Sicher und fest sollten die Ruhestätten sein, damit kein Raubtier die Ruhenden stören, noch Frevlershand die Gräber entweihen könne. Darum wurden die Grabkammern in die Felsen der Bergkette gehauen, die den Nil im Westen begleitet, oder, wo — wie im Flachlande — der Boden lockerer war, in demselben mit Backsteinen ausgemauert. Stockweise lagen die Kammern übereinander; sie waren durch Gänge verbunden, mit Bildern und
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Anschriften geschmückt und mit allerlei Geräten gefüllt, die man dem Toten, der sie bei Lebzeiten gebraucht, mitzugeben pflegte.
3. Vor allen Dingen mußte den Herrschern des Landes, den irdischen Göttern, daran gelegen sein, ihre Grabstätten königlich zu bezeichnen, sie unverletzlich und weithin sichtbar zu machen. Solche Königsgräber sind die Pyramiden, deren man über 60 zählt. Ihre Grundfläche bildet zumeist ein Quadrat; nach oben laufen sie spitz zu. Treppenartig liegen die mächtigen, aus der arabischen Bergwand gebrochenen, mit unendlicher Mühe herbeigeschafften Steine auseinander, so daß man auf allen vier Seiten zum oberen Ende aufsteigen kann. Ohne Maschinen, nur mit Seil und Rolle und mit der Kraft der Arme wurden die Lasten auf schiefer Ebene emporgehoben. In die im Innern befindliche Grab-f(immer führte ein schmaler Gang, durch welchen der Leichnam hineingebracht wurde. Bei ihrem Regierungsantritte begannen die Herrscher den Bau; jedes Jahr wurde derselbe durch einen neuen Steinmantel vergrößert. Starb der König oder, fühlte er sein Ende nahe, so wurde die Pyramide außen mit glatt polierten Steinplatten belegt; im Laufe 5er Jahrtausende sind dieselben jedoch verwittert und herabgefallen. An der größten dieser Pyramiden sollen 100000 Menschen 40 Zahre gearbeitet haben; sie hat eine untere Seitenlänge von 200 und eine Höhe von 150m; ihre Steine würden ausreichen, um ganz Deutschland mit einer mannshohen Mauer zu umziehen.
9. Auch im übrigen waren die Ägypter in der Baukunst wohl erfahren. Ihren Göttern errichteten sie weite Tempel mit hohen, auf mächtigen Säulen ruhenden Hallen. Alleen von Sphinxen (— aus Stein gemeißelte Löwen mit Menschenantlitz) führten zu diesen Tempeln; am Eingänge derselben waren vierkantige, 15 — 50 m hohe, aus einem einzigen Granitblock gehauene Spitzsäulen o Obelisken) ausgerichtet. Das gewaltigste Bauwerk aber war das Labyrinth, ein aus 12 Abteilungen bestehender Palast mit 1500 unterirdischen und eben so viel oberirdischen Zimmern. Hier sollten sich die obersten Beamten des Reichs zu Beratung und Opfer zusammenfinden; jetzt liegt der Bau in Trümmern.
10. In die Wände dieser Bauwerke grub man mit Hilfe des Meißels allerlei Inschriften. Gewöhnlich aber schrieb man mit schwarzer oder roter Tinte auf d ie pergamentartigen B lä tter der Papyrus st aude (—eine Art Cypergras); als Feder diente ein Rohrgriffel oder ein zugespitztes Holzstäbchen. Die beschriebenen Blätter wurden als Rollen aufbewahrt.
Dieschriftfelbstwar eine 58 ild er- oder Hieroglyphen» schrift (— „ Hieroglyphe " heißt wörtlich „ heilige Eingrabung "—). Lange Zeit war ihre Bedeutung ein Rätsel (— von unleserlicher Schrift und unverständlichen Zeichen sagt man noch heute, es seien Hieroglyphen —); jetzt hat sie der menschliche Scharfsinn entziffert. Die Bilder bezeichneten entweder ganze Begriffe (— Sonnenscheibe — Sonne oder Tag; Löwe — Stärke oder Großmut; Auge — Vorsehung; eine geschwungene Geißel - Herrschaft und Macht; die Elle als Zeichen des gleichen
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Herren des Landes. Nur die Tyrer wußten sich noch eine Zeit lang zu halten. Um gegen Angriffe geschützt zu sein, wurde auf einer nahegelegenen Insel Neu-Tyrus erbaut und mit einer 150 Fuß ho* hen Mauer umgeben. Aber auch diese Stadt wurde 332 vor Chr. durch Alexander den Großen erobert und zerstört und damit dem phöuizischen Welthandel ein Ende gemacht.
Iii.
Aaöytonier und Assyrer.
1. Oestlich von Phönizien, zwischen Euphrat und Tigris, lag Mesopotamien (— das Zwischenstromland). Wenn auf dem armenischen Hochlande, dem beide Ströme entspringen, der Schnee schmolz, schwollen die Flüsse an, traten aus ihren Ufern und überschwemmten vom April bis zum Juni das Land. So machten Euphrat und Tigris Mesopotamien — wie der Nil Ägypten — ungemein fruchtbar. Der mit Getreide besäte Boden gab zwei - bis dreihundertfältige Frucht; die Blätter des Weizens und der Gerste wurden handbreit; Palmen, mit eßbaren Früchten beladen, befriedigten fast sämtliche Bedürfnisse der Bewohner.
Im Süden dieses Landes wohnten die Babylonier, nordwärts von diesen die Assyrer.
2. Die Hauptstadt Babyloniens war Babylon. Sie war im Viereck auf beiden Seiten des Euphrat erbaut. Ihr Umfang betrug 10 — 12 Meilen, denn zwischen den einzelnen Stadtteilen und Häusern lagen Felder, Garten und Dattelhaine. Die Stadt wurde von einer 200 Ellen hohen und 50 Ellen dicken Mauer umschlossen, die mit 250 Türmen geschmückt und mit 100 Thoren versehen war. Eine 3000 Fuß lange Brücke verband die beiden Ufer des Euphrat. In dem einen Stadtteile erhob sich die königliche Burg mit den hängenden Gärten. Nebnkadnezar hatte diese letzteren seiner Gemahlin zu Liebe, die Sehnsucht nach den heimischen Bergen empfand, erbauen lassen. Auf steinernen Bogen erhoben sich diese Gärten terraffenförmig übereinander bis zu einer Höhe von 300 Fuß. Die Bogen waren mit Steinfchichten und Bleiplatten bedeckt; darüber lag eine Erdschicht, dick genug, daß die größten Bäume darin wurzeln konnten. So schienen die Gärten frei in der Luft zu schweben. Auf der obersten Terrasse stieg ein Springbrunnen in die Höhe, mit dessen Wasser sämtliche Anlagen in kurzer Zeit übergössen werden konnten. Von da oben konnte Nebnkadnezar die große Babel überschauen, die er erbaut hatte zu Ehren seiner Macht und Herrlichkeit.
Assyriens Hauptstadt war Ninive. Sie war am Tigris gelegen und hatte noch größeren Umfang als Babylon (— der Prophet Öonos sagt, sie sei drei Tagereisen groß gewesen —). Gegen zwei
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Nebnkadnezar Assyriens Öonos
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Millionen Menschen mochten in ihr wohnen (vergl. die Angabe im Propheten Jonas: es sind in ihr mehr denn 120000 Menschen, die nicht wissen, was rechts und links ist). Auch sie war mit hohen Mauern rings umschlossen und mit prächtigen Bauwerken geschmückt.
3. Die oberste Gottheit der Babylonier und Assyrer war der Sonnengott Baal (— der Sonnenball als Person gedacht —) oder Bel. In ihm sahen sie den Herrn des Himmels und des Lichts, den Schöpfer des Weltalls und des Menschen Ihn dachten sie sich auf den höchsten Bergen über den Wolken wohnen. Darum erbauten sie ihm in der berglosen Ebene einen künstlichen Berg, den Belnstnrm zu Babel (— babylonischer Turm). Seine Grundfläche bildete ein Quadrat; jede Seite desselben maß 600 Fuß; 600 Fuß betrug auck die Höhe des Turmes; er bestand aus acht, an Umfang immer kleiner werdenden Stockwerken. Eine schneckenförmig gewundene Treppe führte außen rund um den Turm bis zur Spitze; sie war mit Absätzen und Ruhebänken versehen. Im untersten Stocke befand sich das Grab, im obersten das Wohngemach mit dem Bett und dem goldenen Tisch des Gottes. 12 Malter Weizen, 40 Schafe und drei Eimer Wein mußten diesem — oder vielmehr seinen Priestern — täglich geliefert werden. — Der Turm ist verfallen; nur der Unterbau und das erste Stockwerk sind noch übrig, und doch ragt die Ruine über 200 Fuß empor.
4. Rührig und thätig waren die Bewohner des Landes. Fleißig wurde Getreide gebaut, und reichlich lohnte der fruchtbare Boden die aufgewendete Mühe; sorgsam wurde die D atte l gepflegt und aus ihrem Safte der beliebte Palmwein bereitet; auch die Zucht guter Pferde ließ man sich angelegen sein. — Aus Wolle, Baumwolle und Seide wurden feine Gewebe gefertigt und mit Purpur gefärbt, und die kostbaren gestickten Teppiche aus Babylon wurden weithin versendet. Elfenbein wußte man künstlich zu schnitzen und Metalle mannigfach zu verarbeiten. — Schiffe und Karawanen führten die Waren in ferne Länder.
5. Fruchtbarkeit des Bodens, Gewerbfleiß undhandel erzeugten großen Reichtum; der Reichtum führte zu üppigem Leben. Den Leib rieb man mit wohlriechenden Salben; über dem leinenen Hemd wurde ein bis zu den Knöcheln reichender wollener Rock getragen, den ein Gürtel um die Lenden zusammenhielt, darüber ein weißer Mantel. Die langen Haare waren mit herabhängenden Bändern umwunden. An den Fingern trug man kostbare Sigelringe mit geschnittenen Steinen; die Hand hielt einen künstlich geschnitzten Stab, der oben am Griff mit einer Rose, einem Adler, einer Lilie rc. verziert war.
6. Aus den aufgefundenen Ruinen ersehen wir, daß Babylonier und Assyrer auch in der Baukunst erfahren waren. Freilich mußten ihre Bauwerke von andrer Art und von andrer Dauer sein als die der Ägypter. Dort lieferten die den Nil begleitenden Felsenketten schöne und harte Bausteine; die Ebene am
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